Archiv „Wider das Vergessen“

Wider das Vergessen 2022-2023

Wenn wir, vom Stadtverband der VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, mit Schülerinnen und Schülern aus Hoyerswerdaer Schulen zusammenkommen, wird es immer Interessant, lehrreich für Jung und Alt, zuweilen kontrovers aber immer achtsam wie liebevoll.

So auch das diesjährige Treffen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und dessen Nachkommen im Rahmen der bewährten Projektwoche 2023. Auch in diesem Jahr erfuhren wir von ihrem Leben, ihren Entbehrungen, ihrem Leid, welches ihnen in der Zeit des deutschen Faschismus in Europa zugefügt wurde. In den Klassen könnte man eine Feder zu Boden fallen hören, so gespannt folgen die Anwesenden den aus ihrem Leben berichtenden. Fassungslos ist, wer sich in eine Situation der Unterdrückung Andersdenkender, Andersfühlender, Anderslebender hineinzudenken versucht.

Fragen werden gestellt, beantwortet, Standpunkte diskutiert. Pralleren zur Gegenwart gezogen und das Wirken von Politikern, Parteien und Organisationen erörtert und in Frage gestellt.

Lehrreich, inspirierend, motivierend für alle. Manches bleibt offen, nicht auf jede Frage ist eine einfache, schnelle Antwort möglich. Es bleibt das Versprechen, nachzudenken, verantwortungsvoll zu handeln und sich wieder zu treffen. Freudig trifft man sich zum Abschlussfoto in der Kufa.

hoyte24 – Nachrichtenportal für Hoyerswerda | Kinder von NS-Opfern geben Auskunft

Roland Hering berichtete über seinen Vater, den Widerstandskämpfer Arno Hering, der ‎unter anderem auch im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hat und nach Auslieferung ‎an die Geheime Staatspolizei durch den Volksgerichtshof zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt ‎wurde. Begründung: ‎ Vorbereitung zum Hochverrat

Wolf Stötzel berichtete über seinen Vater, der als Kommunist bereits 1934 inhaftiert, schwer ‎gefoltert und schließlich ins KZ Buchenwald verbracht wurde. Über 11 Jahre war er ‎den Nazis auf Leben und Tod ausgeliefert. ‎ Er berichtet über das Leben des Vaters, seinen Mut und seiner Menschlichkeit.

Ursula Waage, geboren im Jahr 1928 in Breslau, erfuhr sie die ganze Tragweite des Zweiten Weltkrieges und arbeitete diese in ihren Büchern „Bleib übrig“ und „Kreuzwege am Oder-Strom“ auf. Nach der Umsiedlung aus Breslau nach Radeberg arbeitete sie bis zum Rentenalter als Ökonomin.

André Lang berichtete über seine jüdische Mutter Ruth Lang, die als 18-Jährige mit ihren Eltern nach ‎England emigrierte, um der Hetze und Gewalt der Nationalsozialisten gegen die ‎jüdische Bevölkerung zu entkommen. Ruth engagierte sich dort in einer Widerstandsgruppe. ‎

Gisela Plessgott berichtete über das Leben ihres Vaters Reinhold Lochmann, der als ‎Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus verhaftet und in die ‎Konzentrationslager Buchenwald und Aschendorfer Moor verbracht wurde. Er leistete mit 21000 noch lebenden Häftlingen am 19. April 1945 den Buchenwaldschwur und bemühte sich zeitlebens, danach zu handeln und seinen Inhalt an die junge Generation weiterzugeben.

Heiderose Gläß berichtete über Ihren Vater Alfred Schneider, der in Schlesien geboren wurde und ‎als Widerstandskämpfer wegen „Anstiftung zum Hochverrat“ von 1934 bis 1937 inhaftiert ‎war, unter anderem auch in verschiedenen Konzentrationslagern wie Lichtenburg und Sachsenhausen. Zwischen 1943 und 1946 befand er sich in Kriegsgefangenschaft.

Theologin Ilsegret Fink, welche über das Thema „christlicher Widerstand“ ‎und ihre Erlebnisse während des NS-Regimes berichtete. Sie engagierte sich lebenslang gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung und hält noch heute Vorträge beispielsweise als Ehrenmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung!

Dr. Charles Melis, geboren 1944 in Frankreich, siedelte er im Alter von drei Jahren mit seiner ‎Familie nach Deutschland um. Insgesamt 14 seiner Vorfahren sowohl mütterlicher- ‎als auch väterlicherseits ließen aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in Auschwitz ihr Leben. ‎

Ursula von Schirmeister berichtete uns vom Schicksal ihres Vaters Karl Jungbluth, der am Münchner Platz in Dresden ‎aufgrund seines Widerstandskampfes verurteilt und hingerichtet worden ist. ‎‎

Fanny Paucker, als langjährige Unterstützerin des Projektes berichtete sie selbst über ihre Vorfahren, die zum Teil durch und während der Deportationen gestorben sind.

Zum Abschluss der Projektwoche reisten wir mit 35 Schülerinnen und Schülern in das KZ Mittelbau Dora nach Nordhausen. Zwei Pädagogen der Gedenkstätte begleiteten  uns drei Tage, informierten, erläuterten, diskutierten mit uns über diesen grauenvollen Ort der Vernichtung zu Zeiten des Faschismus.

Ausflug zur KZ- Gedenkstätte Mittelbau- Dora der Schüler des Lessing- Gymnasiums- Hoyerswerda

13 Schüler der 9. Klasse des Lessing Gymnasium Hoyerswerda sind mit Schülern des Foucault Gymnasiums, des christlichen Gymnasiums Johanneum und der Oberschule Hoyerswerda auf eine 3-tägige Geschichtsfahrt zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora aufgebrochen. In den spannenden 3 Tagen haben wir Schüler viel über die grausamen Taten, die in diesem KZ stattfanden gelernt. Wir befassten uns mit dem Leben der Häftlinge aber auch mit dem Alltag der Wärter. Um das Leben im KZ noch besser zu verstehen, konnten wir das Gelände in seiner ganzen Größe erkunden und die einzelnen Gebäude wurden uns von einem Mitarbeiter der Gedenkstätte sehr genau und spannend erzählt. Die Höhepunkte der 3 Tage bildeten die Besichtigung des Krematoriums und des Bergstollens in dem die Gefangenen schwerste Arbeit verrichten mussten. Wir haben durch den Ausflug viel über die schändlichen Taten, die in diesem KZ vollzogen wurden gelernt und waren sehr schockiert das Menschen zu solchen grausam Taten fähig sind. Ich fand die Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora sehr interessant und bedrückend zugleich, da es erschreckend ist zu welchen Gräueltaten, die Menschen zu dieser Zeit imstande waren. Wir empfehlen jedem diesen oder einen ähnlichen Ort einmal zu besuchen, den so kann man die dunkle Zeit des Nationalsozialismus noch besser verstehen, damit diese Zeit nicht wiederholt wird.

Theo Kowalick

„Wider das Vergessen“ 2022

Die diesjährige Fahrt zu einem Konzentrationslager des Deutschen Reiches führte uns nach Nordhausen in den Harz. Das KZ „Mittelbau Dora“ wurde ab 1943 errichtet, um KZ-Häftlinge durch schwere und zugleich qualifizierte Arbeit für den „Endsieg“ auszubeuten und zu Tode zu quälen. Es war in erster Linie ein Arbeitslager, aber Menschen, welche der Schinderei nicht mehr gewachsen waren, wurden an Ort und Stelle ermordet. Mit 39 Schülerinnen und Schülern aus Hoyerswerda machten wir uns am 28.03.2022 mit dem Bus auf den Weg, um Gräueltaten der deutschen SS zu erkunden und ihrer Opfer würdig zu gedenken. Mehr als 60 000 Menschen arbeiteten bis zur Befreiung im Frühjahr 1945 durch alliierte Soldaten im Lager. Mehr als 20 000 Menschen wurden in dieser Zeit ermordet.

Zwei junge qualifizierte Pädagogen begleiteten uns drei Tage in der Gedenkstätte. Fachkundig veranschaulichten Sie uns den Zweck des Lagers und das Leiden der Häftlinge. Sie führten uns aber nicht nur durch die Anlagen, sondern bezogen uns gekonnt in Aussprache, Diskussion und Erkennen ein. Wir erlebten also nicht Vorträge, sondern konnten uns selbst Erkenntnisse und Schlussfolgerungen erarbeiten (siehe Thesen der Abschlussdiskussion).

In einer konstruktiven und intensiven, teilweise konträren Diskussion arbeiteten wir uns durch das schwierige Thema. Die Diskussion ist noch nicht zu Ende.

Mit Blumen und Gedichten gedachten wir am 3. Tag der Toten.

Einen Schlussstrich haben wir nicht gezogen.

Wider das Vergessen.

Wir bedanken uns bei Cindy Paulick, Felix Roth und Mattes Binner.

Und weiter ging es mit unseren Projekttagen 2022 am 30.06. und 1.07.

Die Festveranstaltung in der Kufa Hoyerswerda und der Zeitzeugentag waren eine würdige Fortsetzung unserer 27-jährigen Tradition des Projektes „Wider das Vergessen“. Die anwesenden Schülerinnen und Schüler, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Lehrerinnen und Lehrer, Vertreterinnen der RRA der Stadt und unseres Verbandes erlebten gemeinsam anregende und interessante Momente.

Standpunkte wurden konstruktiv ausgetauscht, diskutiert und in verantwortungsvoller Weise auch toleriert. Unterschiedliche Erfahrungen von Jung und Alt sind dargelegt worden und verständnisvoll und intensiv diskutiert worden. Sehr beeindruckt lauschten wir den Ausführungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, bewundern ihre klaren Aussagen, ihre Lebenserfahrungen und ihre weisen Schlüsse.

Anlässlich der Auftaktveranstaltung wurden die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vorgestellt und sehr lieb von den Schülerinnen und Schülern mit Blumen begrüßt:

Roland Hering berichtete über seinen Vater, den Widerstandskämpfer Arno Hering, der unter anderem auch im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hat und nach Auslieferung an die GESTAPO durch den Volksgerichtshof zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.

Wolf Stölzel berichtete über seinen Vater, der als Kommunist bereits 1934 inhaftiert, schwer gefoltert und schließlich in das KZ Buchenwald verbracht wurde.

Ursula Waage, geboren im Jahr 1928 in Breslau, erfuhr sie die ganze Tragweite des Zweiten Weltkrieges und arbeitete diese in ihren Büchern auf. Nach Umsiedlung aus Breslau nach Radeberg, bei Dresden, arbeitete sie bis zum Rentenalter in der Ökonomie.

Andrè Lang berichtete über seine Mutter Ruth Lang, die als 18-jährige mit ihren Eltern nach England emigrierte, um der Hetze und Gewalt der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung zu entkommen.

Gisela Plessgott berichtet über das Leben ihres Vaters Reinhold Lochmann, der als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus verhaftet und in das KZ Buchenwald verbracht wurde. Frau Plessgott ist Mitglied der Lagergemeinschaft Buchenwald/Mittelbau Dora.

Heiderose Gläß berichtet über ihren Vater, der in Schlesien geboren wurde und als Widerstandskämpfer wegen „Anstiftung zum Hochverrat“ von 1934 bis 1937 inhaftiert war, unter anderem auch in verschiedenen Konzentrationslagern. Seinen Wehrdienst musste er im „Strafbataillon 999“ ableisten.

Dr. Andrè Reder, seine Eltern waren bereits 1933 in die Sowjetunion emigriert, wo er auch geboren wurde. Sein Vater war Häftling im Gulag und konnte erst 1955 nach Hause kommen. Andrè Reder hat darüber ein Buch geschrieben: „Das Leben und Leiden meiner Eltern in der Sowjetunion von 1933-1955“.

Ilsegret Fink für Prof. Dr. Heinrich Fink, in Vertretung ihres 2020 verstorbenen Mannes, der uns sehr viel Jahre als Zeitzeuge zum Thema „Christentum und Antifaschismus“ zur Verfügung stand.

Dr. Charles Melis, geboren 1944 in Carcassonne (Frankreich), siedelte er im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland um. Insgesamt 14 seiner Vorfahren, sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits sind aufgrund ihrer jüdischen Abstammung im KZ Auschwitz umgekommen.

Ursula von Schirrmeister berichtete uns vom Schicksal ihres Vaters, der am Münchener Platz in Dresden hingerichtet worden ist.

Fanny Pauker kam aus der Schweiz zu uns und berichtete als langjährige Unterstützerin unseres Projektes über das Leben ihrer Vorfahren.

Auftakt unseres Projektes: „Wider das Vergessen für 2018-2019“

Am 04.09.2018 fand die Eröffnung der Ausstellung

„…unmöglich diesen Schrecken aufzuhalten“

im Lessing- Gymnasium Hoyerswerda statt.

In dieser Ausstellung wird über die medizinische Versorgung der Frauen im Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück berichtet.

Begleiten wird die Ausstellung Frau Dr. Christl Wickert.

Zur Eröffnung begrüßte der Schulleiter Herr Günter Kiefer die Gäste. Der Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda Stefan Skora und der 2. Bürgermeister Thomas Delling richtete auch ein Grußwort an die Gäste.

Die Ausstellung wird in den nächsten 14 Tagen im Lessing- Gymnasium zusehen sein.

Dazu wurde uns freundlicherweise der Flyer von der RAA Hoyerswerda überlassen.

Am 24.01.2018,

fand zwischen 13:00- 14:00 Uhr, im „Ossi“- Jugendklubhaus Hoyerswerda, die Buchlesung mit Vera Kreyer statt. Der Titel des Buches ist:

„Ich bin ein Stern“, von Inge Auerbach

Es nahmen Schüler der am Projekt beteiligten Schulen teil und schon die ersten der angereisten Zeitzeugen.

Frau Kreyer im Gespräch mit einigen Zuhörern und Regina Elsner.

Regina Elsner eröffnet die Buchlesung.

Vera Kreyer liest aus dem Buch: „Ich bin ein Stern“ von Inge Auerbach

Vera Kreyer im Gespräch mit unseren Zeitzeugen

Um 17:00 Uhr am 24.01.2018,

fand der Zeitzeugenempfang Jugendclubahus „Ossi“ Hoyerswerda statt. Hierzu waren Lehrer und Schüler der teilnehmenden Schulen:

  1. Lessing Gymnasium Hoyerswerda
  2. Leon- Foucault Gymnasium Hoyerswerda
  3. Die Christliche Schule „Johanneum“
  4. Oberschule „Am Standrand“
  5. Oberschule „Am Planetarium“

eingeladen.

Weiterhin konnten wir uns auch über unsere Gäste und Unterstützer freuen, dazu gehörten:

  • Der Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda, Herr Stefan Skora
  • Bürgermeister, Thomas Delling
  • Landtagsabgeordneter und Stadtratsmitglied, Frank Hirche
  • Superintendent, Friedhardt Vogel
  • Frau Heyme
  • Sigrid Kastner
  • Die Eheleute, Gebauer

Als Vertreter der RAA Hoyerswerda waren anwesend:

  • Helga Nickich
  • Evelyn Scholz
  • Erika Xenofontov
  • Jens Leschner

Der Zeitzeugen Empfang ist als zwangloses kennen lernen der Schüler und der Zeitzeugen gedacht und wird auch jedes Jahr am Vorabend des Zeitzeugenprojekttages durchgeführt.

Nach einer Einführungsrede der Vorstandsvorsitzenden der RAA Hoyerswerda, Frau Nickich, übernahm der Oberbürgermeister Stefan Skora das Wort und begrüßte die Teilnehmer und Zeitzeugen mit einer Rede. In der er vor allem auf die Erhaltung des Friedens und der Freiheit hinwies, wichtig ist ihm auch der Umgang miteinander vor allem in den sozialen Medien.

Kulturell wurde die Veranstaltung von Schülern des Lessing- Gymnasiums untermalt. Eine Schülerin des Foucault– Gymnasium schilderte ihre Eindrücke von der jährlich zu unserem Programm gehörenden Fahrt nach Ausschwitz.

Weiterhin richtete Professor Heinrich Fink das Wort an die Jugendlichen in dem er betonte dem Nationalsozialismus und den wiedererstarkenten Rechten in der BRD Paroli zu bieten. Dazu gehöre auch ein fundiertes Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus und der tägliche Kampf um Frieden und Freiheit in unserem Land.

Der VVN- BdA und die RAA haben dieses Jahr 14 Zeitzeugen und ihre Nachkommen geladen, welche auch gern die Einladung angenommen haben und nach Hoyerswerda kamen. Die Zeitzeugen wurden auf die Schulen, wie folgt verteilt.

Schule

Zeitzeugen

Lessing Gymnasium

Wolf Stötzel, Roland Hering und Rudolf Lijsbeerd

Leon- Foucault- Gymnasium

Gisela Plesskott, Prof. Heinrich Fink und Dr. Herrmann Drum

Christliche Schule „Johanneum“

Heiderose Gläß, Dr. Andrej Reeder und Andrè Lang

Oberschule „Am Stadtrand“

Ursula von Schirmeister, Charles Melis

Oberschule „AmPlanetarium

Dr. med. Ingrid Heyser, Ursula Waage und Justin Sonder

Am 25.01.2018,

begann der „Zeitzeugenprojekttag“ bei dem sich unsere Gäste in die jeweiligen Schulen begaben, um ihre Geschichten zu erzählen und sich den Fragen der Jugendlichen zu stellen.

Der Tag wurde mit einer festlichen Veranstaltung im Saal der „Kufa“ Braugasse 1 eingeläutet.

Hier wurden wieder die Teilnehmer am Projekt: „Wider das Vergessen“ durch den Oberbürgermeister Stefan Skora, einem Vertreter der RAA und, als besonderer Gast, Caren Lay (Bundestagsabgeordnete) begrüßt.

Die kulturelle Umrahmung übernahm auch hier das Lessing- Gymnasium Hoyerswerda.

Während der Zeremonie, ergriff auch der Zeitzeuge der 2. Generation und Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora Wolf Stötzel das Wort. Er verlas eine Grußbotschaft des Zeitzeugen Günter Pappenheim, der dieses mal nicht in Hoyerswerda dabei sein konnte, weil er einen anderen wichtigen Termin in Thüringen bestritt.

Hier der Wortlaut der Grußbotschaft:

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler,

verehrte Anwesende,

dass ich nicht in Hoyerswerda sein kann, bedauere ich sehr.

Das, was hier geschieht, um Vergangenheit zu begreifen und für Gegenwart und Zukunft zu verhindern, dass sich Verbrechen der Vergangenheit wiederholen können, liegt mir sehr am Herzen. Wissen um Zusammenhänge unserer Vergangenheit vermittelt zu bekommen , halte ich für eine wesentliche Voraussetzung für die Herausbildung eines eigenen  Standpunktes.

Weil das hier beispielhaft seit vielen Jahren geschieht, war ich stets gern in Hoyerswerda und fühlte mich eigentlich nicht als Gast sondern zugehörig.

Aber in meinem Alter muss ich mit den Kräften haushalten und ich habe mich entschlossen, nach Erfurt zu fahren, um mich auf Einladung des Thüringer Landtages mit Kameradinnen und Kameraden zu treffen, die wie ich Häftlinge im Konzentrationslager Buchenwald waren. Wir wollen dieses Treffen nutzen, um auf Gefahren aufmerksam zu machen, die der Demokratie in unserem Lande und dem Frieden in der Welt drohen. Wir wollen der Opfer des deutschen Faschismus gedenken und mit allem Nachdruck mahnen, alles zu tun, den Frieden zu erhalten. Dazu gehört, für das menschliche Miteinander immer wieder einzutreten, gegen völkisches Denken und Handeln, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenhass und Terrorismus in jeder Form Stellung zu nehmen und aktiv zu werden. Wir sind also auf dem gleichen Weg – hier in Hoyerswerda, dort in Erfurt. Das stimmt mich zuversichtlich und ich sende allen in Hoyerswerda meine aufrichtigen Grüße.

Als gerade Achtzehnjähriger erhielt ich im KZ Buchenwald die Häftlingsnummer 225 14. Ich kam nach Buchenwald, weil ich französischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen auf meiner Ziehharmonika zu ihrem Nationalfeiertag die Marseillaise gespielt hatte, ihre Nationalhymne. Ein Kollege, ein eifriger Nazi, hatte mich eilfertig angezeigt. Angehörige der Geheimen Staatspolizei prügelten mich, weil sie meinten, ich hätte Hintermänner, die mein Tun veranlasst hätten.

Diesen Beamten war es unmöglich zu glauben, dass ein junger Mensch anderen Menschen, im Nazi – Sinne Feinden, eine Freude bereiten wollte. Die Franzosen waren nicht meine Feinde. Ich war kein deutscher Herrenmensch und von denen war keiner ein minderwertiger Untermensch. Inder Fabrik, in der ich arbeitete und in der sie gezwungen waren zu arbeiten, waren wir Kollegen. Die Nazis hatten uns unseren Vater genommen. Er war gleich 1933 verhaftet worden, 1934 ermordeten sie ihn bestialisch im KZ Neusustrum. Er sei von der Volksgemeinschaft ausgeschieden worden, hieß es im Sprachgebrauch der Nazis.

Als KZ-Häftling gehörte ich nun auch nicht mehr zu ihrer so genannten Volksgemeinschaft. Unfassbaren Terror gegen alles und jeden, wenn es oder er nicht in das Weltbild der Herrenmenschen passte, erlebte ich im KZ Buchenwald. Juden, Sinti und Roma, Ausländer aus den von der Wehrmacht okkupierten Ländern, politisch Andersdenkende, Menschen mit unterschiedlich religiös motivierten Vorbehalten gegen Nazis, mit eigener sexueller Orientierung, sogenannte Fremdkörper in der Volksgemeinschaft, sollten durch Arbeit vernichtet werden. Das prägte genauso meine Jahre im KZ wie der Hunger, der Schmutz, die Krankheiten, der Tod in diesem Lager.

Aber ich spürte auch menschliche Wärme, Zuneigung, Solidarität, Kameradschaft und die Kraft der Freundschaft. Zu wissen, dass der Stärkere dem Schwächeren hilft, dass das Wenige teilbar ist und dass Beistand zu erwarten ist, ist nicht nur ein gutes Gefühl. Es war ein Überlebensmittel.

Nachdem am 11.April 1945 die Häftlinge des KZ Buchenwald beim Annähern US-amerikanischer Truppen sich selbst befreit hatten, traten am 19. April 1945 die 21.000 überlebenden des Lagers zum Appell an. Sie gedachten der 56.000 toten Kameraden. In der Frühlingskälte und vor Aufregung zitterte ich und ich war unglaublich froh, überlebt zu haben. Ich wollte zu leben beginnen. Bei diesem Appell leisteten die 21.000 Männer einen Schwur. Als Schwur von Buchenwald ging er in die Geschichte ein. Zwei Sätze aus dem Schwur sind für mich und die meisten meiner Kameraden zum Kompass im weiteren Leben geworden:

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.

Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.”

Heute muss ich feststellen, dass nach dreiundsiebzig Jahren noch viel zu tun ist, die Gedanken des Schwurs Wirklichkeit werden zu lassen. Neue Gefahren für den Frieden sind entstanden, neue Kriege wüten. Menschen, die vor den Kriegen fliehen, werden gejagt, ihr Recht auf Asyl wird infrage gestellt, Hilfe verwehrt. Mit Rüstungsexporten, auch aus Deutschland, werden die Kriege angeheizt. Demokratische Errungenschaften werden mit rechtspopulistischen Losungen gefährdet. Rechtsradikales, neofaschistisches Gedankengut findet fast ungehinderte Verbreitung. Der europäische Gedanke und das europäische Werk sind gefährdet.

Es prahlen Menschen, die sich politische Verantwortungsträger nennen, mit der Größe der Alarmknöpfe, die einen nuklearen Krieg auslösen können – offenbar nicht in Erwägung ziehend, dass sie die Existenz unseres Planeten riskieren. Ich bin davon überzeugt, dass die junge Generation begreifen wird, dass es zu Frieden und Freiheit keine Alternative gibt und dass es großer Mühe bedarf, sich dafür immer wieder einzusetzen.

Den Organisatoren, den kommunal Verantwortlichen, den Lehrerkollegien und den teilnehmenden Schülern danke ich sehr, dass eine so beispielhafte Veranstaltung in Hoyerswerda inzwischen zur Tradition werden konnte, die seit Jahren immer wieder neue Impulse verleiht.

Mit großem Vertrauen schicke ich meine solidarischen Grüße nach Hoyerswerda

Günter Pappenheim

Mit diesen Worten wurden die Zeitzeugen und Schüler in die jeweiligen Schulen entlassen.

   

Am 26.01.2018,

fand die jährliche Gedenkfeier zu den Opfern des Nationalsozialismus statt. Der Gedenktag ist offiziell immer der 27.01.2018, aber aus terminlichen Gründen wird dieser Tag um einen Tag vorgezogen.

Die Schüler des Foucault- Gymnasiums hatten dieses Jahr die Aufgabe die Feier im Martin- Luther- King- Haus kulturell zu gestalten und zu begleiten. Wie immer nahmen viele Persönlichkeiten der Stadt Hoyerswerda und Vertretter der Parteien und Vereine der Stadt teil, so zum Beispiel: Stefan Skora (OB der Stadt Hoyerswerda), Thomas Delling (Bürgermeister der Stadt Hoyerswerda), aber auch Martin Schmidt (Stadtrat), Marcel Ritter (Vorsitzender des Stadtverbandes „Die Linke“ Hoyerswerda) und Silvio Lang (1. Sprecher des VVN- BdA Sachsen).

Da dieser Gedenktag im Rahmen unseres Projekts: „Wider das Vergessen“ stattfand waren auch alle beteiligten Schulen und Vertreter der  RAA Hoyerswerda  anwesend. Natürlich konnten auch bei dieser Veranstaltung auch Bürger der Stadt teilnehmen, was auch reichlich genutzt wurde.

Stefan Skora, erinnerte in seiner Rede an die Opfer des Nationalsozialismus und die Brutalität in dieser Zeit, die sich gegen alles richtet, was man damals als nicht „normal“ ansah, wie zum Beispiel: Homosexuelle, Juden oder einfach Andersdenkende.

Nach der Feierstunde im Martin- Luther- King- Haus, begaben sich die Teilnehmer zum Ehrenhain um dort Kränze und Blumen niederzulegen.

Und zum Abschluss noch ein lieber Brief aus Holland