Wider das Vergessen 2023-2024

Die Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Hoyerswerda wurde fortgesetzt

Am 22.09.2023 wurde im alten Rathaus das Projekt und damit auch die Kooperation mit der Stadt Hoyerswerda durch die Unterschrift des Oberbürgermeisters Torsten Ruban-Zeh „besiegelt“. Damit konnte „Wider das Vergessen 2023-2024“ offiziell starten.

Dazu auch der Link auf der Hompage der Stadt Hoyerswerda:

Fortschreibung des Projektes „Wider das Vergessen“

Das Projektkonzept „Wider das Vergessen 2023-24“ zum Download


Ravensbrück

Erlebnisbericht von Henri Müller

Die diesjährige Exkursion führte uns in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Ravensbrück in Brandenburg. Hier, hinter den düsteren Mauern von Ravensbrück, wurden Frauen und Kinder während des Terrors der NS-Herrschaft unter grausamsten Bedingungen gefangen gehalten, misshandelt und ermordet.

 

Gemeinsam mit 50 Schüler*innen verschiedener Schulen und Klassen aus Hoyerswerda, sowie 4 Lehrer*innen begaben wir uns am 01.11.2023 auf eine Reise, um die Schrecken der Vergangenheit zu erforschen und den Opfern angemessen zu gedenken.

 

Über 120.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.200 weibliche Jugendliche waren hier bis zur Befreiung im Frühjahr 1945 durch alliierte Truppen inhaftiert, mehr als 28.000 von ihnen fanden den Tod in diesem Lager.

 

Begleitet wurden wir von zwei einfühlsamen Mitarbeitern der Gedenkstätte, die uns drei Tage lang durch die Gedenkstätte führten.

 

Mit ihrer Expertise vermittelten sie uns nicht nur die historischen Fakten, sondern gaben uns auch Raum für Diskussionen und eigene Reflexionen. Wir erlebten keine klassischen Vorträge, sondern konnten durch interaktive Gespräche und Erkundungen tiefer in die Thematik eintauchen.

 

Die Schüler*innen gestalteten in den letzten beiden Tagen in verschiedenen Gruppen Plakate und Kurzvorträge zu Themen, die sie in Bezug auf das Gelände besonders interessierten bzw. bewegten.

 

Darunter waren Themen wie Ernährung der Häftlinge, die Nebenlager von KZ Ravensbrück oder auch die bekannte Rettungsaktion der Weißen Busse, welche auch Ravensbrück betraf: (https://de.wikipedia.org/wiki/Rettungsaktion_der_Weißen_Busse).

 

Auch ein Podcast wurde mit einigen Schüler*innen aufgenommen.

 

In einer bewegenden und intensiven Diskussion setzten wir uns mit den Schrecken der Vergangenheit auseinander. Doch unsere Auseinandersetzung ist noch nicht abgeschlossen.

 

Am dritten Tag gedachten wir den Opfern mit Blumen und andachtsvoller Stille. Da es im Konzentrationslager Ravensbrück mehrere Mahnmale und Gedenkplätze gab legten die Klassenverbände an verschiedenen selbst ausgesuchten Orten ihre Kränze ab und gedachten individuell an die Toten dieses Lagers.

Wider das Vergessen!

Henri Müller

Der 26.01.2024

Am 26.01. fand das Gedenken an die Opfer des deutschen Nationalsozialismus im Martin-Luther-King-Haus und dem Ehrenhain der Stadt Hoyerswerda statt.

Wir haben diesen Tag innerhalb unseres Projektes „Wider das Vergessen“ um einen Tag vorgezogen, da dieser Tag zusammen mit den teilnehmenden Schulen, welche ihn innerhalb ihrer Unterrichtszeit begehen, durchgeführt werden konnte.

Das eigentliche Datum für diesen Gedenktag ist der 27.01.

An diesem Tag vor 79 Jahren befreite die sowjetische „Rote Armee“ das Konzentrations- und Todeslager Ausschwitz, wo sie noch 7000 hauptsächlich kranke Menschen vorfanden. Die anderen Häftlinge wurden vorher auf barbarische Todesmärsche in den Westen geschickt. Bei denen sehr viele Menschen entweder durch die SS-Wachen oder durch Entkräftung den Tod fanden.

Das KZ Ausschwitz war nur ein Teil von rund 1000 Lagern im gesamten damaligen Machtbereich der Nazis.

Dieser Tag geht in der offiziellen Schreibweise als „Holocaust Gedenktag“ in die allgemeine und speziell deutsche Geschichte ein und beschreibt damit vor allem die versuchte Vernichtung der Juden in Europa. Millionen Juden mussten den höchsten Preis (ihr Leben und ihre Gesundheit) für deutschen Antisemitismus zahlen.

Der deutsche Nationalsozialismus zählte aber auch noch andere Menschengruppen zu den „minderwertigen Untermenschen“, eine rassistische und ideologische Abwertung des Menschen, welche sich nicht wiederholen darf! So zum Beispiel Sinti und Roma, politisch Andersdenkende (Kommunisten, Anarchisten und Sozialdemokraten) aber auch Homosexuelle zählten für die Nazis zu den „lebensunwerten Untermenschen“. Diese Abwertung gab den Nazis das Motiv um Menschen auf brutalste Weise zu misshandeln und zu töten.

Ausschwitz wurde ein Symbol für industriellen Mord!

Darum sagen wir zu diesem Gedenktag nicht nur „Holocaust-Gedenktag“, sondern erweitern ihn um die Worte „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“.Gemäß unseres Programms zu „Wider das Vergessen 2023-2024“ fand das Gedenken am 26.01.2024 statt.

Vera Kreyer

Im Vorfeld fand eine Lesung mit der Schauspielerin Vera Kreyer statt. Sie las sehr bewegend aus dem Buch „Ich bin ein Stern“ von Inge Auerbacher vor. Diese Veranstaltung war vor allem für die teilnehmenden Schulen des Projektes gedacht, ist aber auch öffentlich zugänglich.

Erika Xenofontov

Nach der Lesung begingen wir zusammen mit der Stadt Hoyerswerda, unter anderen vertreten durch den Oberbürgermeister Herrn Torsten Ruban-Zeh, Bürgermeister Herrn Mirko Pink und der Beauftragten für sorbische Angelegenheiten Frau Diana Karbe, und der RAA Hoyerswerda vertreten durch Frau Erika Xenofontov den offiziellen Teil des Gedenkens.

kulturelle Begleitung Johanneum

Die kulturelle Begleitung hatte dieses Jahr die christliche Schule Johanneum, welche ein gesangliches und instrumentales Programm aufführte.

Diana Karbe

Ergänzend dazu hielt Frau Karbe Worte des Gedenkens und der Erinnerung aus Sicht der sorbischen Bevölkerung im Umkreis unserer Stadt.

Nach dem Gedenken im Martin-Luther-King-Haus ging es zu dem in der Nähe befindlichen Ehrenhain, wo beim Mahnmal für die Opfer der Nationalsozialismus Blumen und Kränze durch die teilnehmenden Schulen, den Offiziellen der Stadt, der teilnehmenden Vereine und Parteien und den Bürgern der Stadt, Blumen und Kränze niedergelegt wurden.

Diese Veranstaltung war öffentlich und wurde auch durch viele Bürger gut genutzt.


Der 07.02.2024

Am 07.02.2024 fand auch dieses Jahr zum 28 mal der Zeitzeugenempfang als Eröffnungsveranstaltung im Jugendklubhaus „Ossi“ statt.

Zu Gast als Zeitzeugen bei dieser Veranstaltung waren:

Gisela Plessgott,
Gisela Heiden,
Claudia Nier,
Heiderose Gläß,
Ilsegret Fink,
Charles Melis,
Andrej Reder,
Roland Hering,
Wolf Stötzel

Eröffnet wurden unsere Zeitzeugentage mit einer Rede von Dr. Dieter Rostowski vom VVN-BdA Hoyerswerda, welcher in seiner Rede auf die immer noch bestehende Brisanz des rechten Denkens und deren Auswirkungen auf die heutige Zeit hinwies.

Danach folgte die Begrüßung durch die RAA Hoyerswerda durch Helga Nikisch und Erika Xenofontov welche auf die Kontinuität und Bedeutung der Zeitzeugentage eingingen.

Silvio Lang der 1. Sprecher des VVN-BdA Sachsen übernahm das Grußwort des Landesvorstands des VVN-BdA Sachsen. Auch er würdigte in seiner Rede die Beständigkeit des Projektes, überbrachte in dieser Rede die Grüße der Bundestagsabgeordneten Caren Lay (Die Linke) setzte aber auch einen Bogen in unsere Zeit vor allem was das Erstarken der AfD (gerade in den östlichen Bundesländern) betrifft. Er wiess besonders auf die anstehende Verbotskampagne der AfD hin. Welche auch durch den VVN-BdA unterstützt werden wird. Hierzu sagte er mit Berufung auf Thomas Willms seines Zeichens Bundesgeschäftsführer VVN-BdA (Zitat):

„…Die Debatte ist politisch durch die Parteien zu führen und juristisch durch entsprechende Jurist*innen. Aber als VVN-BdA haben wir eine andere Rolle.

Wir sind ein Opferverband.

Und damit Interessensvertreter*in derjenigen, die zwischen 1933 und 1945 durch die Nazis ermordet worden und aller, die mit dem 08. Mai 1945, dem Tag der Befreiung, vor Tod und Leid gerettet waren.

Die Überlebenden des KZ Buchenwald formulierten damit im berühmten Buchenwald-Schwur folgendes Gelöbnis

WIR WERDEN DEN KAMPF ERST AUFGEBEN, WENN DER LETZTE SCHULDIGE VOM GERICHT ALLER NATIONEN VERURTEILT IST. – DIE ENDGÜLTIGE ZERSCHMETTERUNG DES NAZISMUS IST UNSERE LOSUNG. DER AUFBAU EINER NEUEN WELT DES FRIEDENS UND DER FREIHEIT IST UNSER IDEAL

Dieser Schwur ist uns bis heute Auftrag und er zeigt auch, dass es für die Überlebenden überhaupt keine Frage war, ob eine neuerlich auftauchende, faschistische Partei zu verbieten sei…“

Als letzte Rednerin kam Frau Ilsegret Fink zu Wort die Witwe des unvergessenen Prof. Heinrich Fink. Sie beschrieb den antifaschistischen Widerstand Heute und Gestern aus theologischer Sicht und der Umgang mit sogenannten „Fakenews“ vor allem gegen Juden, aber auch Frauen aus christlicher Sicht.

Kulturell wurde der Abend durch Schülerinnen und Schüler des Johanneums abgerundet. So zum Beispiel durch mehrere Musikstücke am Keyboard durch einige Schüler (wie Anton Koch) oder Vorträge von Gedichten passend zum folgenden Zeitzeugen Tag am 08.02.2024.

Nach der offiziellen Veranstaltung trafen sich die Zeitzeugen und Organisatoren zum Kennenlernen (da auch immer neue Zeitzeugen zum Projekt dazu stoßen) in kleiner Runde.